07.05.2021 - 17.10.2021

Landschaftsdarstellungen haben eine lange und reiche Tradition in der Kunstgeschichte. Im Kontext der Land Art erfuhren sie in den frühen 1970er Jahren einen radikalen Paradigmen-wechsel. Indem sie über das Subjekt hinaus zum Medium wurden, öffneten sich auch die Landschaftsrepräsentationen ästhetischen Erlebnissen und künstlerischem Experimentieren.

Heute vertieft die junge europäische Fotografie das Bewusstsein für ein zunehmend unausgewogenes Verhältnis zwischen Mensch und Natur durch neue zeitgenössische Darstellungen des analogen und digitalen Bildes.

Rethinking Landscape (Die Landschaft neu denken) zeigt Positionen von fünf Künstlern, die einen neuen fotografischen Blick auf Landschafts-darstellungen werfen und originelle und vielfältige ästhetische Ansätze zwischen Fiktion, Sublimierung und Distanzierung zeigen.

Bei Bruno Baltzer & Leonora Bisagno, zwei französisch-italienischen Künstlern, die in Luxemburg leben, geht die künstlerische Recherche des fotografischen Akts und der Landschaftsikonografie mit einer historisch-politischen Auseinandersetzung mit dem Bild einher. Die Arbeiten von Inka & Niclas, skandinavischen (finnischen und schwedischen) Künstlern mit Sitz in Stockholm, verstehen sich eher als eine Parodie auf romantische Landschaftsdarstellungen und weniger als eine politische Hinterfragung. Sie spielen mit der Beziehung zwischen Mensch und Natur in einem paradoxen Kontext von Sublimierung der Natur und Distanzierung von der Wirklichkeit.

«Künstler tragen durch einzigartige ästhetische Stellungnahmen zum Erwachen eines ökologischen Bewusstseins bei.»

Paul di Felice, Ko-Kurator

Auch der Schweizer Künstler Douglas Mandry erhebt keinen Anspruch auf naturgetreue Darstellung. Die Landschaft wird bei ihm vielmehr zu einer Rekonstruktion, zu einer Komposition aus mehreren Schichten, die auf einem Korpus farbiger und neu zusammengesetzter Bilder aufbaut in einer archäologischen und plastischen Vorgehensweise. Die Idee der Landschaft, wie sie aus der Schwarz-Weiß-Serie Cercle, Square des in Island lebenden Luxemburger Künstlers Daniel Reuter hervorgeht, ist von einem konzeptuellen Ansatz geprägt. In Anlehnung an bestimmte Installationen von Land-Art-Künstlern scheinen sich diese Fotografien von ihrem ursprünglichen Thema zu lösen, um eine formalistische Bildsprache ins Spiel zu bringen.

Die Fotografien der Serie Motherland der russischen Fotografin Danila
Tkachenko
setzen sich mit den verlassenen Dörfern auseinander, die
während der Kollektivierung in der kommunistischen Ära zwischen 1928 und 1937 zwangsgeräumt wurden. Durch die Verbrennung der symbolischen Überreste, die diese Landschaften tief in der sowjetischen Steppe immer noch heimsuchen, schafft die Künstlerin eine Art nächtliches Begräbnisritual.

Auch wenn Künstler heute keine wirklichen Lösungen
für Umweltproblematiken liefern, so tragen sie doch durch einzigartige
ästhetische Stellungnahmen zum Erwachen eines ökologischen Bewusstseins bei.

Paul di Felice, Ko-Kurator

Rethinking Landscape – EMOP 2021

Künstler : Bruno Baltzer/Leonora Bisagno (Luxbembourg), Inka & Niclas (Finland/Schweden), Douglas Mandry (Schweiz), Daniel Reuter (Luxembourg/Island), Danila Tkachenko (Russland)

Kuratoren : Paul di Felice (Café-Crème asbl), Ruud Priem (MNHA)