25 de Abril sempre ! – Die Nelkenrevolution und das Großherzogtum

Das Lied „Grândola, Vila Morena“, das am 25. April 1974 im Radio gespielt wurde, war das Startsignal für die Revolution in Portugal. Innerhalb eines Tages beendete ein Militärputsch die längste Diktatur Westeuropas. Die Euphorie der Bevölkerung, die die Straßen Lissabons erfüllte, breitete sich in ganz Europa aus.

Die Unzufriedenheit des Militärs und der portugiesischen Bevölkerung mit den Kolonialkriegen in Afrika und der großen Armut in Portugal waren die Hauptgründe für den Aufstand.

In Luxemburg verfolgten Tausende von Portugiesen, sowohl aus Portugal selbst als auch von den Kapverdischen Inseln, das Geschehen in Lissabon im Radio und in den Zeitungen. Von der revolutionären Begeisterung wurden auch luxemburgische Aktivisten angesteckt, die am Schicksal der portugiesischen Bevölkerung Anteil nahmen. Am 11. Mai 1974 gingen mehrere hundert Portugiesen in Luxemburg-Stadt auf die Straße und forderten die Ausweisung des portugiesischen Konsuls, der für sie das gestürzte Regime symbolisierte.

Der Beginn einer neuen Ära

Der 25. April 1974 markiert den Beginn einer neuen politischen Ära. Die Unabhängigkeit der portugiesischen Kolonien in Afrika wurde schnell akzeptiert. Die Einführung einer parlamentarischen Demokratie ebnete den Weg für den Beitritt Portugals zur Europäischen Gemeinschaft im Jahr 1986.

Das Schicksal vieler Familien in Luxemburg wurde durch die Ereignisse von 1974 geprägt. Heute leben fast 100.000 portugiesische Staatsangehörige im Großherzogtum und sehr viele andere haben familiäre Wurzeln in diesem Land oder in den ehemaligen Kolonien Kap Verde, Guinea-Bissau, Angola und Mosambik.

Portugal von 1926 bis in die 1960er Jahre

Im Jahr 1926 brachte ein Militärputsch General Óscar Carmona an die Macht. Zwei Jahre später ernannte Carmona den Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Coimbra und ehemaligen konservativen Abgeordneten António Oliveira de Salazar zum Finanzminister. Innerhalb weniger Monaten gelang es Salazar, die katastrophale Finanzlage Portugals nach Jahren der politischen und wirtschaftlichen Instabilität zu sanieren. Die Abfolge von vierzig verschiedenen Regierungen seit 1910 ließ viele Portugiesen an der Demokratie zweifeln. In nur wenigen Monaten gelang es Salazar, sich in der Regierung durchzusetzen und die gesamte Macht auf sich zu konzentrieren. Im Jahr 1932 ernannte ihn der Präsident der Republik zum Ministerpräsidenten (Premierminister).

Der korporatistische und autoritäre Estado Novo

1933 ließ Salazar eine neue Verfassung verabschieden, die das Regime des Estado Novo (Neuer Staat) einführte. Innerhalb weniger Monate wurde ein konservatives, autoritäres Regime errichtet, das von manchen als faschistisch bezeichnet wurde. Die neu gegründete Geheimpolizei (PVDE, später PIDE, dann DGS), die die gesamte Gesellschaft kontrollierte und jegliche Opposition brutal unterdrückte, lastete wie Blei auf dem Land.

António Oliveira de Salazar

António Oliveira de Salazar wurde 1889 in Vimeiro geboren und wuchs als Sohn einer Bauernfamilie in einfachen Verhältnissen auf. Er studierte Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Coimbra, wo er später auch als Professor lehrte. Während seines Studiums näherte er sich in politischer Hinsicht konservativ-katholischen Kreisen an. Er wurde 1921 als Abgeordneter ins Parlament gewählt, nahm aber nur an einer Parlamentssitzung teil und zog es vor, an die Universität zurückzukehren.
Nach dem Staatsstreich vom 28. Mai 1926 war er für kurze Zeit Finanzminister. Da man ihm nicht die Vollmachten zugestand, die er für notwendig hielt, trat er zurück.

Im April 1928 wurde er erneut zum Finanzminister ernannt und mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet. Er sanierte die Haushalts- und Wirtschaftslage des Landes und erlangte große Popularität.

Im Jahr 1932 wurde er von Präsident Carmona zum Ministerpräsidenten (Premierminister) ernannt.

Salazar pflegte das Image eines asketischen und einsamen Akademikers, der unermüdlich an seinem Schreibtisch saß und arbeitete. Er unternahm nur wenige Auslandsreisen und setzte nie einen Fuß in die portugiesischen Kolonien in Afrika. In den Medien war er nur selten präsent.
Nachdem er 1968 einen Schlaganfall erlitten hatte, wurde er von Marcelo Caetano als Premierminister abgelöst. Er starb am 27. Juli 1970 in Lissabon.

Die Beziehungen zwischen Luxemburg und Portugal bis in die 1960er Jahre

Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Luxemburg und Portugal geht auf das Jahr 1891 zurück. 1896 heiratete der spätere Großherzog Guillaume IV. Maria Anna von Braganza, die Tochter des ehemaligen Königs Miguel I. von Portugal.

Als die deutschen Nationalsozialisten am 10. Mai 1940 in Luxemburg einmarschierten, flohen die großherzogliche Familie und die Regierung ins Exil – zunächst nach Frankreich und dann in das im Krieg neutral gebliebene Portugal. Dort verweilten sie einige Wochen, bevor sie sich nach London in Sicherheit brachten. Zu Beginn des Krieges fanden auch mehrere Konvois mit luxemburgischen Flüchtlingen in Portugal Zuflucht, insbesondere dank der vom portugiesischen Konsul in Bordeaux, Aristides de Sousa Mendes, ausgestellten Visa.

Intensivierung der Beziehungen nach 1945

Nach 1945 wurden die Beziehungen zwischen Luxemburg und Portugal zunehmend intensiviert. Beide Länder gehörten 1949 zu den Gründungsmitgliedern der NATO und wurden so zu militärischen Verbündeten. Während 1939 gerade einmal vier portugiesische Familien im Großherzogtum lebten, kamen Mitte der 1960er Jahre viele Portugiesinnen und Portugiesen – oft auf illegale Art und Weise – im Rahmen einer ersten großen Einwanderungswelle nach Luxemburg. Die meisten von ihnen hatten in Frankreich Zwischenstation gemacht, bevor sie in Luxemburg Arbeit fanden. Erst ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre kamen die ersten Auswanderer auf direktem Weg aus Portugal nach Luxemburg.

Illustrationen
  • Im Mai 1947 wurde in Fatima, Portugal, zum Gedenken daran, dass die Jungfrau Maria 30 Jahre zuvor drei portugiesischen Kindern in Fatima erschienen war, eine „Pilger“-Statue Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz geweiht. Die Statue geht im Anschluss auf eine Reise um die Welt und war in 50 Jahren in 64 Ländern zu sehen. Für das Salazar-Regime war dies eine wirkungsvolle, an katholische Länder gerichtete kulturdiplomatische Initiative.
  • Luxemburg war eines der ersten Länder, das die Statue zwischen dem 9. und 24. September 1947 in Empfang nahm. Als sie in Wiltz Station macht, wird dort der Grundstein für das Denkmal Unserer Lieben Frau von Fatima gelegt. Mehrere junge Frauen und Männer aus Wiltz hatten während der Ardennenschlacht geschworen, Unserer Lieben Frau von Fatima ein Denkmal zu errichten, wenn sie den Krieg überleben würden. Der Heiligenschrein wurde 1952 eingeweiht und ist seit 1968 eine Wallfahrtsstätte für portugiesische Pilger.
  • 1934 veröffentlichte das portugiesische Sekretariat für Nationale Propaganda ein Plakat mit den zehn Grundsätzen der 1933 verabschiedeten neuen Verfassung. Punkt 6 lehnt die „unverantwortliche und impulsive Diktatur der Parteien“ ab und betont die Notwendigkeit einer starken Exekutive als Gegengewicht zum Parlament. Punkt 10 verdeutlicht die Macht der Geheimpolizei: „Die Feinde des Estado Novo (Neuen Staates) sind zugleich die Feinde der Nation (...) es kann und muss gegebenenfalls die zur legitimen Verteidigung des Vaterlandes erforderliche Gewalt angewendet werden“.
  • General Óscar Carmona (1869-1951) kam 1926 durch einen Militärputsch an die Macht und blieb bis zu seinem Tod Staatsoberhaupt. Ab 1932 lag die tatsächliche Macht in den Händen des Ministerpräsidenten António de Oliveira Salazar. Da Salazar nicht gerne reiste und sich nicht gerne in der Öffentlichkeit präsentierte, übernahm Carmona die protokollarische Repräsentation des Estado Novo.
  • António de Oliveira Salazar im Jahr 1940 an seinem Schreibtisch.
  • Eines der letzten Porträtfotos von Salazar, handsigniert, ca. 1968.
  • Der zukünftige Großherzog Guillaume IV. und seine Frau Maria Anna von Braganza, Tochter des portugiesischen Königs Miguel I., um 1896.
  • Großherzogin Charlotte im Gespräch mit Premierminister Pierre Dupong im Juli 1940 in Lissabon. Am 25. Juni 1940 bezog die großherzogliche Familie die Villa Santa-Maria in Cascais. Die Großherzogin blieb dort bis zum 29. August, dem Tag ihrer Abreise nach London. Pierre Dupong wurde am 25. September 1940 von Salazar in Audienz empfangen und bedankte sich für die Gastfreundschaft, die die Portugiesen der Exilregierung während mehrerer Monate entgegengebracht hatten. Dies ist das einzige bekannte Treffen zwischen Salazar und einem Mitglied der luxemburgischen Regierung.
  • Eine Anzeige im Luxemburger Wort vom 24. Oktober 1964. Sie ist einer der ersten Hinweise auf die portugiesische Präsenz in Luxemburg.

Ein Polizeistaat

Die Ideologie des Estado Novo basierte auf der Trilogie „Gott, Familie, Vaterland“ und zielte auf die Kontrolle aller Lebensbereiche ab. Salazar nutzte zunächst die vorherrschende Verdrossenheit nach Jahren der politischen Instabilität, um sich als Garant für Sicherheit und Ordnung zu profilieren.

Der Estado Novo wurde zu einem repressiven Polizeistaat

Andere politische Parteien als die União Nacional waren ebenso verboten wie Gewerkschaften. Die in regelmäßigen Abständen abgehaltenen Wahlen waren weder frei noch demokratisch: Eine begrenzte Anzahl von Wählern konnte sich nur für Vertreter der herrschenden Regierung entscheiden.

Um zu gewährleisten, dass der Korporationenstaat zentral gelenkt werden konnte, wurde ein Netzwerk aus Arbeiter- und Arbeitgeberorganisationen aufgebaut. Die Freizeitgestaltung der Jugend wurde von der Massenorganisation Mocidade Portuguesa koordiniert.

Jede Form von Politisierung wurde missbilligt.

Die erdrückende Kontrolle der Geheimpolizei

Die Geheimpolizei, ab 1945 PIDE genannt, wurde von der Bevölkerung gefürchtet. Jede Äußerung gegen die Regierung konnte zu Denunziation und Verhaftung führen. In den Gefängnissen und den in den Kolonien (Angola, Mosambik, Kap Verde) eingerichteten Konzentrationslagern war Folter an der Tagesordnung.

Der Einfluss der Geheimpolizei reichte über die Grenzen hinaus: So verfügte die PIDE in den 1960er und 1970er Jahren wahrscheinlich auch über Informanten in Luxemburg.

Die luxemburgische Polizeieinheit Sûreté tauschte mehrfach Informationen über in Luxemburg lebende Portugiesen mit der PIDE aus.

1965-1970: Weitere Intensivierung der Beziehungen zwischen Luxemburg und Portugal

Zwischen 1960 und 1974 verließen mehr als eine Million Menschen – oft auf illegalem Wege – Portugal, um der wirtschaftlichen Not, dem Militärdienst und der politischen Unterdrückung zu entkommen.

Ab Mitte der 1960er Jahre ließen sich viele Portugiesen in Luxemburg nieder. Im Jahr 1962 lebten 75 Portugiesinnen und Portugiesen im Großherzogtum. Schätzungen zufolge stieg die Zahl bis 1973 auf über 13.000 an.

1966 eröffnete Portugal ein Konsulat in Luxemburg, dessen Leitung dem Diplomaten José Mendes-Costa anvertraut wurde. Portugiesische Staatsbürger konnten dort ihre Ausweispapiere erneuern lassen. Diejenigen, die Portugal illegal verlassen hatten, mussten einen Diebstahl des Passes vortäuschen oder Bestechungsgelder zahlen.

Ein offizielles Abkommen zwischen den beiden Ländern

Die Portugiesinnen und Portugiesen in Luxemburg fanden schnell Arbeit, da das Land zu dieser Zeit mit einem Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtschaft, in der Industrie und vor allem im Baugewerbe zu kämpfen hatte. Obwohl hauptsächlich Männer einwanderten, nahmen auch viele der portugiesischen Frauen, eine Beschäftigung in hauswirtschaftlichen Bereichen auf.

Der Zustrom tausender Portugiesinnen und Portugiesen veranlasste die luxemburgische Regierung, diesbezüglich Verhandlungen mit Portugal zu führen. 1965 regelte ein erstes Abkommen Fragen der Sozialversicherung. Im Jahr 1970 schlossen die beiden Länder ein Abkommen, das die Anwerbung von Arbeitnehmern durch die portugiesischen Behörden auf der Grundlage von Stellenangeboten aus Luxemburg vorsah und den Familiennachzug regelte. Trotz dieses Anwerbeabkommens kamen nach wie vor viele Portugiesinnen und Portugiesen unter Umgehung der gesetzlichen Vorschriften nach Luxemburg.

Illustrationen
  • In ihrer Ausgabe vom 28. Februar 1970, noch vor Abschluss des Anwerbeabkommens, veröffentlichte die illustrierte Wochenzeitschrift Revue einen Bericht über die schwierigen Wohnverhältnisse der Portugiesen, die ohne Pässe und mit Hilfe von Schleppern nach Luxemburg gekommen waren. Die meisten von ihnen kamen nicht direkt aus Portugal, sondern hatten bereits einige Zeit in den Elendsvierteln rund um Paris gelebt. Ein luxemburgischer Beamter äußerte seine Befürchtung, dass sie Krankheiten einschleppen und „asoziale Elemente“ einführen könnten.
  • Nach der Reise des Außenministers Gaston Thorn nach Lissabon wurde eine Arbeitsgruppe zur Ausarbeitung des Anwerbeabkommens gebildet. Die Verhandlungen fanden vom 31. März bis 3. April 1970 in Luxemburg statt.
  • Anlässlich der Ratifizierung des Anwerbeabkommens durch die Abgeordnetenkammer im Jahr 1972 erinnerte die Regierung daran, dass dieses Abkommen auch für die Kapverdischen Inseln gelte, die portugiesische Regierung Luxemburg jedoch versprochen habe, keine farbigen Arbeitskräfte anzuwerben. Nichtsdestotrotz siedelten sich seit Mitte der 1960er Jahre Kapverdier, die damals (im Gegensatz zu den Bewohnern anderer portugiesischer Kolonien) die portugiesische Staatsbürgerschaft besaßen, in Luxemburg an. Hier sieht man eine kapverdische Musikgruppe bei der ersten Feier des portugiesischen Nationalfeiertags in Luxemburg im Jahr 1965.

Portugiesen in Luxemburg vor 1974

Ende der 1960er Jahre begannen sich die Öffentlichkeit und die Presse für die Schwierigkeiten zu interessieren, mit denen viele Portugiesinnen und Portugiesen in Luxemburg konfrontiert waren, insbesondere was die Wohnsituation betraf. An portugiesische Arbeiter wurden regelrechte Baracken vermietet. Die Abteilung für ausländische Arbeitskräfte des Familienministeriums und einige Vereinigungen wie União von Weimerskirch versuchten, den Neuankömmlingen Hilfe anzubieten, und die Öffentlichkeit für die Schwierigkeiten der Einwanderer zu sensibilisieren, die oft mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus konfrontiert waren.

1969 gründeten mehrere Luxemburger und Portugiesen den Verein Amitié Portugal-Luxembourg (APL). Unter dem Vorsitz von Professor Norbert Thill setzte sich die APL für bessere Beziehungen zwischen portugiesischsprachigen und luxemburgischen Bürgern ein. Ab 1972 verschlechterten sich die Beziehungen zwischen der APL und dem Konsulat. Das Konsulat richtete daraufhin ein portugiesisches Kulturzentrum in Luxemburg-Stadt ein.

Ein Konsul in der Kritik

Anfang der 1970er Jahre warfen einige Zeitungen, vor allem das Tageblatt, der Républicain lorrain und das Lëtzeburger Land, dem Konsul Costa-Mendes Gleichgültigkeit gegenüber den Alltagsproblemen der Portugiesinnen und Portugiesen vor.

Seit 1965 organisierten Portugiesinnen und Portugiesen spontan Feste, insbesondere zum portugiesischen Nationalfeiertag am 10. Juni. In dieser Zeit wurden auch portugiesische Cafés und Restaurants eröffnet. So wurde die portugiesische Kultur im Großherzogtum nach und nach in der Öffentlichkeit wahrgenommen.

Portugiesischsprachige Zeitungen und portugiesische Schulen

Zwischen 1966 und 1972 erschienen in Luxemburg mehrere Zeitungen, die sich an die portugiesischsprachige Bevölkerung richteten.

1966 gab das Konsulat die erste Zeitung, As cinco Quinas, heraus, die der Diktatur gegenüber loyal war, aber nur eine Ausgabe veröffentlichte.
1970 brachte der Verein Amitié Portugal-Luxembourg die Zeitung Contacto heraus. Diese in Luxemburg verfasste und in Lissabon gedruckte Zeitung unterlag der Zensur. Einige Artikel, die vor 1974 veröffentlicht wurden, insbesondere der Nachruf auf Salazar im Juli 1970, entsprachen der Propaganda und Ideologie des portugiesischen Regimes.

1970 gab eine Gruppe von Portugiesen aus Luxemburg die illustrierte Monatszeitschrift Dois Focos heraus, die in Arlon gedruckt wurde.
1972 publizierte das portugiesische Konsulat eine weitere Zeitschrift mit dem Titel Cultura. Daraufhin distanzierte sich Contacto nach und nach vom Konsulat, aber erst nach April 1974 bezog diese Zeitung eindeutig Stellung für die Demokratie. Contacto existiert auch heute noch.

Spezielle Kurse für Kinder und Erwachsene

Ab 1970 organisierten das Konsulat und der Service social de la Main-d'œuvre étrangère (die Abteilung für ausländische Arbeitskräfte des Familienministeriums) sowie einige Gemeinden Kurse für portugiesische Einwanderer, insbesondere Alphabetisierungs- und Französischkurse.
Außerdem hatten ab 1968 portugiesische Kinder die Möglichkeit, außerschulische Kurse zu besuchen, die von Portugal im Rahmen des Anwerbeabkommens von 1970 offiziell anerkannt wurden. Im Jahr 1974 nahmen mehr als 800 Kinder an diesen Kursen teil, die an sieben Orten im Großherzogtum stattfanden.

Protest gegen das portugiesische Regime in Luxembourg

Aufgrund der vom portugiesischen Regime geförderten apolitischen Mentalität und aus Angst vor Repressionen äußerten sich Portugiesinnen und Portugiesen in Luxemburg nur wenig zu politischen Themen. Im Großherzogtum ließen sich jedoch auch einige Gegner des Salazar-Regimes nieder. Oftmals unterhielten sie Verbindungen zu politischen Gruppen im Ausland.

Aus Solidarität wagten es einige Luxemburgerinnen und Luxemburger, ihre Meinung gegen die portugiesische Diktatur kundzutun. Jugendorganisationen stellten Mahnwachen auf, um gegen die portugiesischen Kolonialkriege in Afrika zu protestieren. 1973 wurden luxemburgische Studenten zweimal bei solchen Aktionen angegriffen. Die damalige Presse vermutete, dass Agenten der portugiesischen Geheimpolizei ins Großherzogtum geschickt worden waren, um die Demonstranten einzuschüchtern.

Die Zusammenarbeit mit der luxemburgischen Polizei

Die luxemburgische Polizeieinheit Sûreté stand ihrerseits in Kontakt mit den portugiesischen Behörden, um Informationen über portugiesische Staatsbürger zu erhalten, die sich an Streikaktionen beteiligten.
In zahlreichen Fällen wurden portugiesische Staatsbürger von den luxemburgischen Behörden des Landes verwiesen.

Am 4. Juni 1971 stahl die Ação Revolucionária Armada (ARA), die bewaffnete revolutionäre Untergrundorganisation der Kommunistischen Partei Portugals, mehrere Pässe aus dem portugiesischen Konsulat.

Die Kolonialkriege

1961 marschierte die indische Armee in die portugiesische Kolonie Goa ein. Die afrikanischen Kolonien Portugals (Angola, Mosambik und Guinea-Bissau) organisierten bewaffnete Aufstände, um ihre Unabhängigkeit zu erlangen.

Für den Estado Novo waren die Kolonien ein zentrales Element der portugiesischen Identität und Salazar befahl, ihren Erhalt mit allen verfügbaren Mitteln zu verteidigen. Nach 1968 setzte sein Nachfolger Marcelo Caetano die grausame Unterdrückung der Unabhängigkeitsbewegungen in Afrika fort.

Die portugiesische Armee beging zahlreiche Gräueltaten (Einsatz von Folter, Massaker an der Zivilbevölkerung, Einsatz von chemischen Waffen usw.). Die Generalversammlung der Vereinten Nationen verurteilte diese Menschenrechtsverletzungen mehrfach. Dennoch intensivierte die luxemburgische Regierung in dieser Zeit ihre offiziellen Beziehungen zu Portugal.

Verlängerung der Wehrpflicht

In Portugal trug die Verlängerung der Wehrpflicht auf vier Jahre erheblich zur Unbeliebtheit des autoritären Regimes bei, zumal es der Armee nicht gelang, sich vor Ort gegen die Unabhängigkeitskämpfer durchzusetzen.
Zu Beginn der 1970er Jahre befanden sich unter den portugiesischen Einwanderern in Luxemburg sowohl junge Männer, die vor der Einberufung zum Militärdienst aus Portugal geflohen waren, als auch Kriegsveteranen sowie einige Dunkelhäutige aus den afrikanischen Kolonien.

Illustrationen
  • Der 1969 gegründete Verein „Amitié Portugal-Luxembourg“ (APL) bringt Portugiesen und Luxemburger zusammen, setzt sich für die Interessen der Portugiesen in Luxemburg ein und organisiert kulturelle Veranstaltungen, um die beiden Gemeinschaften einander näherzubringen. Das Foto zeigt Präsident Norbert Thill (1923-2013) bei seiner Eröffnungsrede anlässlich der Ausstellung des jährlichen Handwerkswettbewerbs, der den in Luxemburg lebenden Portugiesen offensteht (im Festsaal der Pfarrei Sacré-Cœur im Luxemburger Bahnhofsviertel). Die Ausstellung war eine von mehreren kulturellen Veranstaltungen, die von der APL organisiert wurden und Luxemburger und Portugiesen miteinander in Kontakt brachten.
  • Im November 1973 wurde in der luxemburgischen Ausgabe des Républicain lorrain ein Bericht über die Lebensbedingungen der Portugiesen in Luxemburg veröffentlicht, der später von mehreren anderen Medien aufgegriffen wurde. Anfang Dezember verkündete das Lëtzeburger Land, dass der portugiesische Konsul in Luxemburg zur persona non grata erklärt werden sollte, d. h. die luxemburgische Regierung sollte seine Abschiebung nach Portugal beantragen.
  • Am 13. Juni 1965 organisierte eine Gruppe von in Luxemburg lebenden Portugiesen erstmals Festlichkeiten zum Nationalfeiertag Portugals (Dia de Portugal) im Restaurant Carrefour (Boulevard Royal in Luxemburg). In den folgenden Jahren fanden die Feierlichkeiten unter anderem im Casino Syndical de Bonnevoie statt. Einige der Organisatoren des Dia de Portugal von 1965 gehörten 1969 zu den Gründungsmitgliedern der Amitié Portugal-Luxembourg.
  • Präsentation der ersten Ausgabe der portugiesischsprachigen Zeitung Contacto im März 1970. Sie wurde vom Verein Amitié Portugal-Luxembourg herausgegeben, aber in Portugal gedruckt und unterlag daher der Zensur. Ab 1974 wurde sie zur wichtigsten Zeitung für die portugiesischsprachige Bevölkerung in Luxemburg. Die Zeitung wurde 1987 von der Saint-Paul-Gruppe (heute Mediahuis) aufgekauft.
  • Am 15. Oktober 1970 wurden die ersten Französischkurse für portugiesische Arbeiter in den Räumlichkeiten der Grundschule Rue Aldringen in Luxemburg-Stadt vom portugiesischen Konsulat in Zusammenarbeit mit dem Service social de la Main-d'œuvre étrangère organisiert. Weitere Kurse wurden noch im selben Jahr in Esch/Alzette, Belvaux und Düdelingen angeboten. Außerdem wurden Alphabetisierungskurse für Erwachsene angeboten.
  • Der Diebstahl von Reisepässen durch mit Waffen ausgerüstete Mitglieder der bewaffneten kommunistischen Organisation ARA im Jahr 1971 blieb von der Öffentlichkeit im Großherzogtum praktisch unbemerkt. Einige ausländische Nachrichtenagenturen, wie z. B. der deutsche Dienst der amerikanischen Associated Press, berichteten jedoch darüber.
  • Ersuchen um Informationen über sechs in Luxemburg lebende portugiesische Staatsangehörige, die an Gewerkschaftsaktionen teilgenommen hatten oder politischer Aktivitäten verdächtigt wurden. Das Schreiben wurde im Juni 1972 von der luxemburgischen Polizeieinheit Sûreté oder dem Service de Renseignement an die portugiesische Polizei geschickt. Drei der sechs Personen wurden aus Luxemburg ausgewiesen, wahrscheinlich nach Frankreich. Das Schreiben wurde im Archiv der portugiesischen Geheimpolizei gefunden. Bei ihrer Rückkehr nach Portugal drohte den von den luxemburgischen Behörden auf diese Weise denunzierten Personen die Festnahme und Inhaftierung.
  • Pressemitteilung der Ligue Communiste Révolutionnaire nach dem Angriff auf einen Stand der Gegner portugiesischer Kolonialkriege in Luxemburg-Stadt am 21. Juli 1973. Einige Wochen zuvor, während der Abschlussprozession der Oktavwallfahrt am 28. Mai 1973, war ein Stand der Aktivisten der links-katholischen Jugendgruppe Forum 80.000 auf dem Place d'Armes ebenfalls angegriffen worden.
  • Unter den Portugiesen, die in den 1970er Jahren nach Luxemburg kamen, befanden sich auch Soldaten, die an militärischen Operationen in Guinea-Bissau (oberes Foto), Mosambik (unteres Foto) oder Angola teilgenommen hatten. Es ist daher nicht ungewöhnlich, Fotografien wie diese in privaten Familienalben wiederzufinden.
  • Amilcar Cabral (1924-1973) wurde als Sohn eines kapverdischen Vaters in Guinea geboren. Der in Lissabon ausgebildete Agronom zählte 1956 zu den Gründungsmitgliedern der Afrikanischen Partei für die Unabhängigkeit von Guinea und Kap Verde (PAIGC). Da die Regierung Salazars sich weigerte, über die Unabhängigkeit zu verhandeln, startete die PAIGC unter der Führung Cabrals 1963 Guerillaaktionen und leitete damit den Beginn des Kolonialkriegs ein. Die Unabhängigkeit Guinea-Bissaus wurde am 24. September 1973 einseitig ausgerufen und am 2. November 1973 von der UN-Generalversammlung anerkannt (Luxemburg enthielt sich bei der Abstimmung). Die UNO forderte daraufhin Portugal auf, die illegale Besetzung Guineas zu beenden. Cabral erlebte die Unabhängigkeit Guineas nicht mehr, da er am 20. Januar 1973 in Conakry von Mitgliedern seiner eigenen Partei, die mit den portugiesischen Behörden in Verbindung standen, ermordet wurde. Portugal erkannte die Unabhängigkeit Guineas schließlich am 10. September 1974 an.
  • Agostinho Neto (1922-1979) studierte Medizin in Portugal. Als nationalistischer und antifaschistischer Aktivist wurde er mehrfach inhaftiert. 1959 ließ er sich als Arzt in Angola nieder. Nach seiner Verhaftung 1960 schoss die portugiesische Armee auf die Demonstranten, die seine Freilassung forderten, und tötete etwa 30 Menschen. Er wurde nach Kap Verde und später nach Portugal überstellt, wo ihm die Flucht gelang. Im Exil in Marokko übernahm er die Führung der „Volksbewegung für die Befreiung Angolas“ (MPLA), die von der Sowjetunion unterstützt wurde und eine aktive Rolle im angolanischen Unabhängigkeitskrieg (1961-1975) spielte. Die Unabhängigkeit Angolas wurde am 11. November 1975 ausgerufen und Neto erklärte sich selbst zum Präsidenten. Er errichtete ein diktatorisches Regime nach sowjetischem Vorbild. Die anderen bewaffneten Gruppen, die gegen Portugal gekämpft hatten, insbesondere die von Jonas Savimbi angeführte UNITA, stellten sich gegen Neto. Angola versank nach seiner Unabhängigkeit in einem Bürgerkrieg, der bis 2002 andauerte und mehr als 800.000 zivile Todesopfer forderte. Agostinho Neto starb 1979 in Moskau.

Die Revolution vom 25. April

In der Nacht vom 24. auf den 25. April 1974 leitete eine Gruppe junger Offiziere, die sich in der Bewegung der Streitkräfte (MFA) zusammengeschlossen hatte, einen Militärputsch ein. Als Startschuss ihres Vorhabens ließen sie das Lied „Grândola, Vila Morena“ im Radio ausstrahlen. Unter Führung von Hauptmann Otelo Saraiva de Carvalho bezogen mehrere Militäreinheiten an strategischen Punkten in Lissabon Stellung. Im Laufe des Vormittags strömten große Teile der Zivilbevölkerung auf die Straße, um die Putschisten zu unterstützen. Eine Frau, die Nelken für ein Restaurant am Rossio-Platz liefern sollte, verteilte die Blumen an die Soldaten, wodurch die Revolution ihren Namen erhielt.

Premierminister Marcelo Caetano verschanzte sich in der Kaserne der Guarda Nacional Republicana („Republikanische Nationalgarde“) am Largo do Carmo, der ab dem Nachmittag von den Truppen des Hauptmanns Salgueiro Maia belagert wurde.

Am frühen Abend begab sich General Spínola, der ehemalige Generalgouverneur von Guinea, zum Largo do Carmo und erwirkte den Rücktritt Caetanos und der Regierung. Er selbst übernahm die Führung einer Militärjunta, die aus hohen Militärs bestand und in der Folge das Land regierte.

Das Ende der längsten Diktatur Westeuropas

Nach 47 Jahren, zehn Monaten und 24 Tagen wurde die längste westeuropäische Diktatur des 20. Jahrhunderts in weniger als 18 Stunden gestürzt. Dabei fielen kaum Schüsse. Dennoch wurden vier Zivilisten getötet, als Beamte der Geheimpolizei, die im PIDE-Hauptquartier umzingelt waren, in die Menschenmenge schossen.

Illustrationen
  • Fernando José Salgueiro Maia (1944-1992) war seit 1973 Mitglied der „Bewegung der Streitkräfte“ (MFA) und eine der Schlüsselfiguren des 25. April. Mit 240 Kadetten der Kavallerieschule machte er sich in den frühen Morgenstunden auf den Weg zum Praça du Comerco am Ufer des Tejo, wo sich die wichtigsten Ministerien befanden. Einige Stunden später führte er die Truppen an, die die Kaserne der Guarda Nacional Republicana („Republikanische Nationalgarde“) am Largo do Carmo umzingelten, in die sich Marcelo Caetano geflüchtet hatte. Als dieser sich weigerte, mit einem Hauptmann der Armee zu verhandeln, wurden Schüsse auf die Fassade der Kaserne abgefeuert. Am späten Nachmittag erwirkte General Spínola die Kapitulation Caetanos. Nach dem 25. April spielte Salgueiro Maia keine größere politische Rolle mehr. Er starb 1992 an den Folgen einer Krebserkrankung. Eine seiner Adoptivtöchter lebt heute in Luxemburg.
  • Otelo Saraiva de Carvalho (1936-2021) war der Organisator des Staatsstreichs vom 25. April. Er wurde in Mosambik geboren und verbrachte einen Teil seiner militärischen Laufbahn in Angola und Guinea-Bissau unter General Spínola. Nach der Nelkenrevolution spielte er eine wichtige politische Rolle. Er leitete das Comando Operacional do Continente (COPCON), das im Juli 1974 zum Schutz des Demokratisierungsprozesses gegründet wurde. Otelo, der politisch am äußersten linken Rand der MFA angesiedelt war, versuchte mit dieser Einheit eine kommunistische Politik durchzusetzen. Nach dem Staatsstreich vom 25. November 1975 wurde er seines Amtes enthoben und zwei Monate später wegen Amtsmissbrauchs verhaftet. Kurz darauf wurde er freigelassen und kandidierte bei den Präsidentschaftswahlen 1976 und 1980, wurde jedoch nicht gewählt. 1984 wurde er wegen Beteiligung an einer terroristischen Organisation festgenommen und zu 15 Jahren Haft verurteilt. Otelo de Carvalho wurde 1989 freigelassen und 1996 amnestiert. Er starb 2021 in Lissabon.
  • Um 1:30 Uhr in der Nacht des 26. April stellten sich im portugiesischen Fernsehen die Mitglieder der Junta de Salvação Nacional vor, die nach der Absetzung Caetanos die Macht in Portugal übernommen hatte. Sie wurde von General António de Spínola als Präsident der Republik (lesend, in der Bildmitte) angeführt und bestand aus (von links nach rechts): Kommandant António Rosa Coutinho, Hauptmann José Pinheiro de Azevedo, General Francisco da Costa Gomes, Brigadegeneral Jaime Silvério Marques, Oberst Carlos Galvão de Melo und General Diogo Neto (nicht auf dem Foto, da er sich in Mosambik aufhielt). Die Junta blieb an der Seite der Regierung bis März 1975 an der Macht, bis sie vom Revolutionsrat abgelöst wurde.

Zwei Jahre der Hoffnung und der Ungewissheit (1974-1976)

Ab dem 25. April profitierte die portugiesische Bevölkerung von der wiedergewonnenen Meinungsfreiheit. In den großen Städten kam es zu Demonstrationen, Arbeiter besetzten Betriebe, leer stehende Wohnungen wurden von Aktivisten in Beschlag genommen usw. Die Radikalität, die sich auf der Straße zeigte, wurde jedoch von einem Teil der Bevölkerung mit Misstrauen betrachtet.

Ende April 1974 wurde eine provisorische Regierung eingesetzt, die sich aus allen Oppositionsparteien und Vertretern der Armee zusammensetzte. Ihr gehörten auch die aus dem Exil zurückgekehrten langjährigen politischen Oppositionellen Alvaro Cunhal (Kommunist) und Mário Soares (Sozialist) an.

Die Einigkeit der ersten Tage bekam jedoch bald Risse, da zwischen den Anhängern einer radikal-revolutionären Linie, den Befürwortern einer Rückkehr zu einer konservativen Ordnung und einigen reformistischen politischen Kräften sehr gegensätzliche Vorstellungen über die Zukunft zum Ausdruck kamen.

Die Angst vor einer neuen Diktatur

Mehr als einmal war Portugal im Anschluss von der Gefahr einer neuen Diktatur bedroht. Staatspräsident Spínola versuchte am 28. September 1974, die Linke durch einen Putsch auszuschalten, scheiterte aber. Er trat zurück und ging im März 1975 ins Exil. Am 25. November 1975 unternahm ein Teil der MFA einen erfolglosen Putschversuch, um ein kommunistisches System durchzusetzen.

In der Zwischenzeit fanden am 25. April 1975 Wahlen zu einer Verfassungsgebenden Versammlung statt. Aus den Wahlen gingen die Sozialdemokraten unter Soares als Sieger hervor. Im April 1976, zwei Jahre nach der Revolution, trat eine neue Verfassung in Kraft, in der die parlamentarische Demokratie verankert wurde.

Reaktionen in Luxemburg

Ende April wurde in Luxemburg ein Portugiesisches Komitee für Meinungsfreiheit ins Leben gerufen. Am 11. Mai organisierte dieses Komitee eine Demonstration mit mehreren hundert Teilnehmern, die den Rücktritt des seit 1966 amtierenden Konsuls forderten. Er galt als Anhänger des alten Regimes, dem vorgeworfen wurde, portugiesische Staatsbürger bei der luxemburgischen Polizei denunziert zu haben, um sie abschieben zu lassen. Am 8. Juni 1974 wurde dem portugiesischen Außenminister Mário Soares eine umfangreiche Belastungsakte zugesandt. Der Konsul wurde im Oktober 1974 seines Amtes enthoben.
Allmählich fassten portugiesische Arbeitnehmer den Mut, an gewerkschaftlichen Demonstrationen teilzunehmen. Im Großherzogtum wurden neue portugiesischsprachige Zeitungen mit einer politischeren Ausrichtung herausgegeben.

Im Oktober und Dezember 1974 fanden im Casino Syndical in Bonnevoie zwei große Informationsveranstaltungen statt, an der mehrere hundert Portugiesinnen und Portugiesen teilnahmen. Auch für die Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung im April 1975 wurden politische Versammlungen organisiert.

Großes Interesse in Luxemburg

Die Ereignisse in Portugal wurden in der luxemburgischen Presse ausführlich kommentiert. Einige Journalisten sahen darin eine große Hoffnung für die Demokratie, andere befürchteten, dass Portugal ins kommunistische Lager abrutschen oder das Land im Chaos versinken könnte.

Der politische Aufruhr in Lissabon zog auch Dutzende luxemburgischer Jugendlicher an, die nach Portugal reisten, um die Revolution hautnah zu erleben.

Illustrationen
  • General Vasco dos Santos Gonçalves (1921-2005) stand von Juli 1974 bis September 1975 an der Spitze von vier der sechs provisorischen Regierungen der Revolutionszeit. Mit seiner Nähe zur Kommunistischen Partei verfolgte er als Kernpunkte seiner Politik die Verstaatlichung der Wirtschaft und die Bodenreform. Er startete außerdem eine Kampagne zur „kulturellen Dynamisierung“, die von der MFA zur Stärkung der Beziehungen zwischen dem Militär und der lokalen, oft armen Bevölkerung umgesetzt wurde. Ziel dieser Kampagne war es auch, die Landbevölkerung für die linksradikale Politik der Regierung zu gewinnen. Auf dem Foto sieht man Vasco Goncalves bei einer Pressekonferenz in Sabugo im Februar 1975, auf der er erklärte, dass ein Militär in erster Linie ein Erzieher sei.
  • Der Sozialist Mario Soares (1924-2017), links im Bild, und der Kommunist Alvaro Cunhal (1913-2005), rechts im Bild, waren beide Gegner der Diktatur. Sie wurden mehrfach inhaftiert und gingen ins Exil. Ende April 1974 kehrten sie nach Portugal zurück und traten der Regierung bei. Doch schon bald zeigten sich unüberbrückbare Differenzen zwischen den beiden Protagonisten (das Foto zeigt sie 1975 bei einer Fernsehdebatte). Cunhal wurde von den gemäßigten Kräften beschuldigt, eine kommunistische Diktatur errichten zu wollen, während Soares von den radikaleren Gruppierungen als zu zaghaft und nicht willens angesehen wurde, eine neue Gesellschaftsordnung in Portugal zu schaffen. Aus den Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung 1975 ging Soares' Sozialistische Partei als Sieger hervor, was zu einer Radikalisierung der Kommunistischen Partei und der MFA führte. Nach dem gescheiterten Putsch der radikalsten Vertreter der MFA im November 1975 wurden die Kommunisten auf der politischen Bühne zunehmend isoliert.
  • Am Tag nach dem Putschversuch des radikalsten Teils der MFA äußerte sich das Luxemburger Wort besorgt über die Gefahr eines Bürgerkriegs in Portugal. Am 25. November gipfelten die heftigen Spannungen in Fabrikbesetzungen, der Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung der Kollektivierung von Agrarland, wirtschaftlichen Turbulenzen und dem Misstrauen der Investoren gegenüber dem revolutionären Prozess. Der gescheiterte Staatsstreich vom 25. November markierte jedoch auch den Beginn einer „Normalisierung“ des politischen Systems Portugals und führte zur Verabschiedung einer neuen Verfassung im April 1976.
  • Am Samstag, den 11. Mai 1974, siebzehn Tage nach dem Revolutionsbeginn in Lissabon, demonstrierten mehrere hundert Portugiesen in Luxemburg-Stadt zur Unterstützung der portugiesischen Revolutionäre. Sie forderten die Amtsenthebung des Konsuls, der beschuldigt wurde, korrupt zu sein und mit der Geheimpolizei zusammengearbeitet zu haben. Der Konsul bestritt diese Anschuldigungen.
  • Bei der Manifestation am 11. Mai 1974 in Luxemburg wurde ein Kranz zum Gedenken der PIDE-Opfer vor der Flamme des Nationaldenkmals der Luxemburger Solidarität auf dem Heiliggeist-Plateau niedergelegt.
  • Die Amitié Portugal-Luxembourg und der Contacto etablierten sich als Sprachrohr der Portugiesen in Luxemburg gegenüber den Behörden in Lissabon. Im Oktober 1974 richtete die APL einen Brief an den portugiesischen Außenminister, in dem sie das Wahlrecht für im Ausland lebende Portugiesen, die Achtung des Gewerkschaftspluralismus und die Bildungsfreiheit forderten.
  • Am Sonntag, den 6. Oktober 1974, fand in Anwesenheit des portugiesischen Staatssekretärs für Emigration, Pedro Coelho (der sich zu diesem Zeitpunkt in Luxemburg aufhielt, um das Anwerbeabkommen von 1970 neu zu verhandeln), eine Informationsveranstaltung der neu gegründeten Luxemburger Sektion der Portugiesischen Sozialistischen Partei statt. Mehr als 800 Personen nahmen daran teil. Zwei Monate später versammelten sich bei einer zweiten Veranstaltung, an der vier MFA-Mitglieder teilnahmen, erneut so viele Menschen.
  • Ende März 1975, einen Monat vor den Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung, bat die Vorsitzende der Luxemburger Sozialistischen Arbeiterpartei (LSAP), Lydie Schmit, Mário Soares um Informationen über die politische Lage in Portugal. Sie berichtete ihm von den Gerüchten, die unter den Portugiesen in Luxemburg über die bevorstehende Machtübernahme durch die Kommunisten und die Gefahr eines Bürgerkriegs kursierten.
  • Wahlveranstaltung im Casino Syndical in Bonnevoie am 16. bzw. 17. April 1975, eine Woche vor den Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung, organisiert von der einzigen Oppositionspartei, die während der Diktatur in Portugal zeitweise zugelassen war, der Movimento Democrático Português – Comissão Democrática Eleitoral (MDP/CDE) (Portugiesische Demokratische Bewegung – Demokratische Wahlkommission). Im Jahr 1974 stand sie der Kommunistischen Partei nahe.

Portugal nach 1976

Seit 1976 ist Portugal ein demokratisches Land mit regelmäßigen Wahlen. Die Außenpolitik des Landes konzentrierte sich auf den Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, heute Europäische Union).

Ab 1983 machte die Regierung des Sozialisten Mário Soares und im Anschluss die des rechtsgerichteten Aníbal Cavaco Silva einen Teil der während der Revolution durchgeführten Verstaatlichungen von Unternehmen wieder rückgängig.

Im Februar 1986 wurde Mário Soares zum Präsidenten der Republik gewählt und war damit das erste zivile Staatsoberhaupt Portugals nach über 60 Jahren.

Portugal und die EWG

Portugal wurde 1986 Mitglied der EWG, ebenso wie Spanien, das nach dem Tod des Diktators Francisco Franco 1975 ebenfalls einen Demokratisierungsprozess durchlaufen hatte. Von da an profitierte auch Portugal von EU-Fördermitteln, die es ihm ermöglichten, seine Infrastruktur zu modernisieren.

Der portugiesische Demokratisierungsprozess war jedoch von wirtschaftlichen Höhen und Tiefen geprägt. Insbesondere die Wirtschaftskrise von 2008 traf das Land hart. Dies erklärt unter anderem, warum die Auswanderungstendenz der Portugiesinnen und Portugiesen bis in die jüngste Vergangenheit nicht nachgelassen hat.

Die Beziehungen zwischen Luxemburg und Portugal seit 1976

Auch nach 1974 hat Luxemburg zahlreiche Portugiesinnen und Portugiesen aufgenommen.

Doch Portugal hat seine Auswanderer nicht vergessen. So werden zum Beispiel Abgeordnete ins Parlament gewählt, die die im Ausland lebenden Portugiesinnen und Portugiesen vertreten. 1980 wurde der Rat der Portugiesischen Gemeinschaften gegründet, ein beratendes Gremium, in dem die Vertreter der im Ausland lebenden Portugiesinnen und Portugiesen zusammenkommen. Die Portugiesinnen und Portugiesen in Luxemburg haben Anspruch auf einen Vertreter in diesem Gremium. Die Einführung des freien Personen- und Dienstleistungsverkehrs im Rahmen des EU-Binnenmarktes im Jahr 1993 erleichterte die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern erheblich.

Viele Einwanderer hatten die Absicht, nach einigen Jahren nach Portugal zurückzukehren, ließen sie sich jedoch häufig dauerhaft mit ihren Familien im Großherzogtum nieder. Zahlreiche von ihnen nahmen sogar die luxemburgische Staatsbürgerschaft an. Die meisten ihrer Kinder entschieden sich dafür, in Luxemburg zu bleiben.

Eine starke Präsenz in Luxemburg

Während mit der Einwanderungswelle der 1960er bis 1980er Jahre im Wesentlichen ungelernte Arbeitskräfte nach Luxemburg kamen, sind die portugiesischen Luxemburger bzw. die Nachkommen von Portugiesen trotz der Schwierigkeiten, mit denen sie im Schulsystem konfrontiert waren, heute in der gesamten Gesellschaft und Wirtschaft des Landes präsent. Um ein Porträt der aktuellen „portugiesischen Gemeinschaft“ zu zeichnen, müsste eine große Vielfalt von Lebensläufen und Profilen berücksichtigt werden.

Die Staatsbesuche von Großherzog Jean in Portugal im Jahr 1984 und von Präsident Soares in Luxemburg 1988 haben die besonders engen Beziehungen zwischen den beiden Ländern noch weiter gefestigt.

Die Nelkenrevolution in Afrika

In der Folge der Revolution wurden die letzten portugiesischen Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen (1974: Guinea-Bissau, 1975: Angola, Kap Verde, Mosambik, São Tomé und Príncipe, Osttimor). Die Kolonialkriege fanden somit ein Ende. Etwa eine halbe Million portugiesischer Staatsbürger, die in diesen Kolonien gelebt hatten, kehrten nach Portugal zurück.

Die Einwohner der unabhängig gewordenen Länder hatten teilweise die Möglichkeit, die portugiesische Staatsbürgerschaft beizubehalten. Davon machten beispielsweise viele Kapverdier Gebrauch, um weiterhin von den Bestimmungen des Anwerbeabkommens zwischen Portugal und Luxemburg profitieren zu können.

Die vielfältige Herkunft der portugiesischsprachigen Bevölkerung Luxemburgs

Seit einigen Jahren kommt eine große Anzahl an Menschen aus portugiesischsprachigen afrikanischen Ländern nach Luxemburg. Sie reisen oft über Portugal ein, wo sie die portugiesische Staatsbürgerschaft erhalten und somit innerhalb der EU freier reisen können.
Dies hat zu der enormen Vielfalt der heutigen portugiesischsprachigen Gemeinschaft in Luxemburg beigetragen. Dieses Spektrum wird durch die zahlreichen Menschen, die aus Brasilien zuwandern, noch erweitert.

Illustrationen
  • Am 12. Juni 1985 wurde der Beitritt Portugals zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (heute: Europäische Union) im Hieronymitenkloster in Belém in Anwesenheit der Regierungschefs aller EWG-Mitgliedstaaten gefeiert. Premierminister Mário Soares unterzeichnete den Beitrittsvertrag für Portugal.
  • Die Weltwirtschaftskrise von 2008 traf das hoch verschuldete Portugal hart.
    Zwischen 2009 und 2012 wurden verschiedene Sparpläne beschlossen, die zu politischen Unruhen im Land führten. Im Jahr 2012 stieg die Arbeitslosenquote auf 15 %. Um gegen die Sparmaßnahmen zu protestieren, wurde die Bewegung Geração à rasca (dt. sinngemäß: Generation in der Bredouille) gegründet. Am 12. März 2011 demonstrierten mehr als 200.000 Menschen in Lissabon. Obwohl sich die portugiesische Wirtschaft in den folgenden Jahren von der Krise erholte, wanderten viele junge Portugiesinnen und Portugiesen in dieser Zeit aus.
  • Zehn Jahre nach der Nelkenrevolution statteten Großherzog Jean und Großherzogin Joséphine-Charlotte Portugal vom 10. bis 12. Oktober 1984 einen Staatsbesuch ab. Es war der erste offizielle Besuch eines luxemburgischen Staatsoberhauptes in Portugal. Das Foto zeigt den Großherzog und den Präsidenten der Portugiesischen Republik, General António Ramalho Eanes, bei der Abnahme der Militärparade vor dem Hieronymitenkloster in Belém. Eanes, ein ehemaliges MFA-Mitglied, war der erste portugiesische Präsident, der bei der allgemeinen Wahl 1976 demokratisch gewählt wurde. 1981 wurde er wiedergewählt. Er war der letzte Militär, der dieses Amt bekleidete. Beim offiziellen Bankett ging Großherzog Jean, ohne die Nelkenrevolution explizit zu erwähnen, auf Eanes‘ persönliche Rolle im Demokratisierungsprozess ein: „Vor zehn Jahren hat sich das portugiesische Volk eindeutig für demokratische und pluralistische politische Strukturen entschieden. Ich möchte an dieser Stelle die unerschütterlichen demokratischen Überzeugungen würdigen, die Sie, Herr Präsident, in den schwierigen Jahren dieses Wandels bewiesen haben, und die es Ihrem Land ermöglichten, sich der Familie der westlichen Demokratien anzuschließen.“
  • Vom 15. bis 18. Mai 1988 reiste der Präsident der Portugiesischen Republik, Mário Soares, zu einem Staatsbesuch nach Luxemburg. Der ehemalige politische Gegner von Salazar und Caetano, der mehrmals inhaftiert wurde, bevor er zu einem Hauptakteur im Demokratisierungsprozess Portugals wurde, war von 1976 bis 1978 und von 1983 bis 1985 Premierminister. Er wurde 1986 zum Präsidenten der Republik Portugal gewählt und 1991 wiedergewählt. Am 17. Mai 1988 traf sich Präsident Soares mit der portugiesischen Gemeinschaft in der Victor-Hugo-Halle im Stadtteil Limpertsberg.
  • Seit 1968 versammelt sich an Christi Himmelfahrt ein Teil der portugiesischen Gemeinschaft Luxemburgs in Wiltz, um Unserer Lieben Frau von Fatima zu gedenken. In der Vergangenheit nahmen teilweise mehr als 20.000 Menschen, darunter zahlreiche Portugiesinnen und Portugiesen, an der Prozession mit einer Nachbildung der Fatima-Statue und an der Messe unter freiem Himmel teil. Für viele Portugiesischstämmige in Luxemburg ist dieser Tag auch ein Anlass für Festlichkeiten.
  • Die Unabhängigkeit der ehemaligen afrikanischen Kolonien Portugals war die wichtigste geopolitische Konsequenz der Nelkenrevolution. Sie bedeutete jedoch nicht überall das Ende des Krieges. In Angola kam es unmittelbar nach der Unabhängigkeit zu einem Bürgerkrieg zwischen der regierenden marxistischen MPLA und der UNITA, die vor allem von Südafrika unterstützt wurde. Er endete erst 2002. Das Foto zeigt kleine Kinder bei ihrer militärischen Ausbildung im Jahr 1976.
  • Ab den 1960er Jahren ließen sich Menschen von den Kapverdischen Inseln im Großherzogtum nieder. Dies war die erste größere Gemeinschaft dunkelhäutiger Menschen in Luxemburg. Viele der ersten Ankömmlinge zogen in die Gegend von Ettelbrück, wo in den 1970er Jahren der erste kapverdische Verein in Luxemburg gegründet wurde. Ihre Ankunft steht im Zusammenhang mit der Zuwanderung aus Portugal, obwohl Luxemburg in den 1970er Jahren versuchte, Einwanderungen im Rahmen des Anwerbeabkommens auf weißhäutige Personen zu beschränken. Seit etwa 15 Jahren kommen auch Menschen aus Guinea-Bissau, Mosambik und oder Angola nach Luxemburg, von denen viele die portugiesische Staatsangehörigkeit besitzen.
  • Die Tatsache, dass viele Menschen von Kap Verde in Luxemburg leben, erklärt, warum nach und nach offizielle Beziehungen zwischen den beiden Ländern geknüpft wurden. Seit 1987 ist Luxemburg als Kooperationspartner vor Ort präsent. 1993 wurde ein erstes Kooperationsabkommen unterzeichnet, zwei Jahre nach der Einführung des Mehrparteiensystems in Kap Verde und dem Ende des kommunistischen Einparteienregimes. Im Jahr 2007 eröffnete Luxemburg eine Botschaft in der Hauptstadt Praia. 2015 stattete Großherzog Henri Kap Verde einen Staatsbesuch ab und hob damit die engen Beziehungen hervor, die die beiden Länder mittlerweile verbinden. Der Präsident von Kap Verde reiste 2023 zu einem Gegenbesuch nach Luxemburg.